Der VDE Südbayern zeichnete in diesem Jahr mit den VDE Awards 2013 zum fünften Mal herausragende technisch-wissenschaftliche Leistungen in Südbayern aus. Die Preise wurden wieder in den Kategorien Wirtschaft, Wissenschaft und Schule vergeben, zusätzlich wurde der Medienpreis Technik verliehen. „Mit den VDE-Awards möchten wir hervorragende technische Entwicklungen und das Engagement der Preisträger für mehr Technikbegeisterung in der Bevölkerung honorieren“, so Prof. Dr.-Ing. Petra Friedrich, Vorsitzende des VDE Südbayern. Die Preisträger wurden am 28. November beim Münchener Abend 2013 im Bayerischen Hof geehrt.
Münchener VDE Abend 2013
Frau Heike Götz (Bayerisches Fernsehen) begrüßte die Preisträger und die Gäste aus Wirtschaft, Hochschule, Politik, Verbände und Medien des „Münchener VDE-Abends 2013“ im Königssaal des Bayerischen Hofs und stellte die Gastgeberin Frau Prof. Dr.-Ing. Petra Friedrich (Vorsitzende des VDE BV Südbayern) vor.
In einem unterhaltsamen Dialog erläuterte Frau Prof. Friedrich den Anlass und Ziele dieses Abends - Würdigung hervorragender Leistungen in und um die Technik, sowie Pflege und Aufbau eines Netzwerkes mit den verschiedenen Gesellschaftsgruppen. Ferner wurden die Aktivitäten und besonderen Ereignisse des VDE Bezirksvereins Südbayern im vergangenen Jahr kurz vorgestellt: die Vorträge der Arbeitskreise, das Münchener Kolloquium sowie die Weiterbildungsseminare. Besonders herausgestellt wurde die sehr erfolgreiche Schifffahrt auf dem Ammersee anlässlich des 120-jährigen Jubiläums des VDE Bezirksvereins Südbayern und das aktuelle Hochschulprojekt „Smart Home Contest“.
In seinem Grußwort gab Herr Prof. Dr. Josef A. Nossek (Mitglied des VDE Präsidiums und Präsident von EUREL)) einen Überblick über die historischen Erfindungen und Projekte in den 120 Jahren des Bestehens von VDE und des Bezirksvereins Südbayern. Aktuell betonte Herr Prof. Nossek nochmals das anstehende Hochschulprojekt „Smart Home Contest“ und rief zu einer regen Beteiligung auf.
Danach folgte die mit Spannung erwartete Keynote des Abends von Herrn Dipl.-Ing. Anton Kathrein (geschäftsführender Gesellschafter der KATHREIN Werke GmbH). Herr Kathrein beschrieb in seinem Vortrag die Herausforderungen und Erfolge der bayerischen Wirtschaft. „Die aktuelle Situation für bayerische Unternehmen ist gut, man muss aber die politischen Signale kritisch beobachten“, so seine Kernaussage. Desweiteren beschrieb Herr Kathrein die Innovationen und Markterweiterung der Firma Kathrein und betonte die Notwendigkeit sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen. Abschließend beleuchtete Herr Kathrein die Themenfelder Energiewende („aktuelle Maßnahmen reichen nicht aus“, „Politik ist in der Verantwortung und muss die Bevölkerung mitnehmen“) und Infrastruktur („Energie- und Breitbandnetze müssen mit hoher Priorität angegangen werden“). Letztendlich betonte Herr Kathrein seine Überzeugung von der Wirtschaftskraft Bayern: „Bayern ist gut aufgestellt“.
Anschließend wurden im Rahmen eines festlichen Abendessens und in gewohnt charmanter Weise von Frau Götz und Frau Prof. Friedrich die von der VDE-Jury ausgewählten Preisträger geehrt.
Als Preisträger der VDE-Awards 2013 wurden ausgezeichnet:
Kategorie Schule
Als Vertreter des Rupprecht Gymnasiums München nahmen StR Tim Storck (in Vertretung von OStD Dr. Friedrich Seibold), StRin Christiane Mückstein, StRin Judith Polz den VDE-Award entgegen.
Zu erwähnen sind besonders die zahlreichen Wettbewerbe wie „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“, bei denen das Rupprecht Gymnasium zahlreiche Preise erzielte. Ferner ist die Schule an dem Projekt „Horizontec“ der Stiftung Bildungspakt Bayern beteiligt. Das Rupprecht-Gymnasium beschäftigt sich dabei mit dem Thema „Sinnsorik“ - Wahrnehmen mit Sensoren.
Im übrigen ist das Rupprecht - Gymnasium die Geburtsstätte für das Webportal LEIFI (Physik im Unterricht). Zwei Lehrer des Gymnasiums, die Herrn Leitner und Finck, entwickelten das Portal bereits seit 2001, das zur Unterstützung des Physikunterrichts dient und Material für Schüler bereitstellt.
Kategorie Wissenschaft
Hochschulabschlussarbeiten
Ulrich Hornung hat an der Hochschule Augsburg Informatik studiert und mit der Masterarbeit bei Professor Kiefer hervorragend abgeschlossen. Das Thema war „Effizientes markerloses 3D- Tracking für eingebettete Systeme“. Die Arbeit befasst sich mit dem Erkennen der Lage und Orientierung von Objekten anhand natürlicher optischer Merkmale. Solche Systeme werden zunehmend bedeutender für zahlreiche Anwendungen in der Industrieautomatisierung und Medizintechnik – aber auch im Bereich der interaktiven Medien, neudeutsch "Augmented Reality". Während bestehende, rein optisch arbeitende Systeme sehr komplex und in der Regel nur auf leistungsfähigen, PC-basierten Rechnern lauffähig sind, hat sich Herr Hornung damit befasst, ein interaktives System für mobile, eingebettete Systeme mit beschränkter Rechenleistung und Batteriekapazität zu entwickeln, also für Smartphones.
Thomas Huber hat an der Hochschule Rosenheim sein Masterstudium in der Elektro- und Informationstechnik abgeschlossen. Seine Masterarbeit bei Professor Thurner hatte das Thema „Konzeptanalyse und Implementierung einer aktiven rauscharmen Impedanz in GaN zur Rauschminimierung in Traveling-Wave Leistungsverstärker“ durchgeführt übrigens in den Labors von Fa. Rohde und Schwarz. Es geht hier um Halbleiterverstärker in Galliumnitrid, die im Gigahertzbereich arbeiten, also in dem Bereich, in dem vorzugsweise unsere Mobilkommunikation der Zukunft stattfindet. Das Ergebnis der Arbeit ist ein Leistungsverstärker für Messgeräte, der auf Grund einer rauscharmen aktiven Impedanz auch bei tieferen Frequenzen als bisher verwendet werden kann. Herr Huber hat in Theorie und Praxis ein hervorragendes Ergebnis erzielt, das auch in der Fachwelt schon präsentiert wurde.
Franziska Lang hat an der Hochschule München im Studiengang „Regenerative Energien-Elektrotechnik“ studiert. Ihre Bachelorarbeit wurde von Prof. Zehner und Prof. Becker betreut, der hier im VDE Bezirksverein auch aktiv in Arbeitskreisen tätig ist. In Ihrer Bachelorarbeit „Modellierung des thermischen Betriebsverhaltens von Photovoltaik- Modulen“ geht es um das Verhalten von Photovoltaik- Modulen in Abhängigkeit der Temperatur. Die Leistung von Photovoltaik Modulen nimmt mit der Temperatur ab, also bei starker Sonneneinstrahlung. Berücksichtigt man, dass die Sonne hin und wieder durch Wolken verdeckt ist, so ändert sich die Temperatur der Module ständig. Bisher publizierte Simulationsmodelle zur Beschreibung der Leistungsabgabe unter realen Bedingungen sind nicht sehr genau. Frau Lang hat in ihrer Arbeit bekannte Verfahren verglichen und daraus ein verbessertes Verfahren abgeleitet.
Eva Scheugenpflug kommt von der Hochschule München, sie hat ihr Masterstudium mit einer Arbeit bei Frau Prof. Schindler abgeschlossen, das Thema „Characterization and Optimization of solid-state CO2 sensors based on thin film bulk acoustic resonators“ befasst sich mit der Herstellung und Charakterisierung von Sensoren, mit denen man hoch genau den CO2 Gehalt messen kann. Frau Scheugenpflug hat solche Sensoren in einer Forschungsabteilung der Fa. Siemens hergestellt und eine neue Verfahrenstechnik entwickelt. Frau Scheugenpflug hatte vorher ihren Bachelor an der Hochschule Deggendorf gemacht und ist jetzt Mitarbeiterin bei der Max-Planck-Gesellschaft in München.
Markus Schmid hat an der TU München sein Masterstudium bei Prof. Koch abgeschlossen. Bei seiner Arbeit „Bragg Gratings in Multimode Optical Fibers“ geht es um ein sehr komplexes Thema: um optische Sensoren in Glasfasern, wie sie auch in der Telekommunikation eingesetzt werden. Wenn man in solchen Glasfasern die Brechzahl entlang der Faser periodisch ändert, entsteht ein sog. Bragg Grating (Bragg Gitter). Dessen optische Eigenschaften kann man zur Realisierung von Sensoren verwenden. Diese Sensoren können in der Messtechnik verwendet werden, wo elektrische Sensoren versagen, z.B. für Temperatur oder Dehnung und extremer Umgebung. Herr Schmid hat in der Theorie und in der Praxis wesentliche Beiträge zum besseren Verständnis dieser Technik geliefert und gezeigt, dass es doch Wege gibt, diese Technik einzusetzen.
Wissenschaftliche Arbeiten
Dr. Michael Eick von der TU München, Lehrstuhl für Entwurfsautomatisierung, mit der Doktorarbeit „Structure and Signal Path Analysis for Analog and Digital Circuits“. Diese Arbeit stellt eine neue Methode zur automatischen Strukturanalyse von analogen und digitalen integrierten Schaltungen vor. Sie umfasst eine automatische Erkennung analoger und digitaler Grundblöcke, eine automatische Bestimmung analoger und digitaler Signalpfade sowie die Analyse von Symmetrien. Die Arbeit hat bereits fundamentale Bedeutung erlangt und nachweislich zu wesentlichen Fortschritten bei der Synthese analoger Schaltungen und bei der Verifikation digitaler Schaltungen geführt.
Dr. Andreas Hangauer hat seine Arbeit am Lehrstuhl für Halbleitertechnologie bei Prof. Amann, TU München, durchgeführt, das Thema seiner Dissertation lautet „Detection schemes, algorithms and device modeling for tunable diode laser absorption spectroscopy“. Es geht darum, Gassensoren auf der Basis von Laserspektroskopie zu verbessern. Die Genauigkeit dieser Technologie ist zwar sehr gut, aber Komplexität und Kosten verhindern eine breite Anwendung. Herr Dr. Hangauer hat in seiner Arbeit sowohl in der Theorie wie in der Praxis Außerordentliches geleistet und neue Verfahren zur Beschreibung und Herstellung solcher Sensoren entwickelt. Er hat zahlreiche Publikationen darüber veröffentlicht, Preise und Auszeichnungen für seine Leistungen erhalten. Herr Dr. Hangauer ist derzeit an der Princeton University (USA) und extra für diese Preisverleihung nach München gekommen.
Kategorie Wirtschaft
Handwerkerpreis
Markus Hofknecht entschied sich nach der Schulzeit genau für den richtigen Beruf und stellt heute auch noch fest: „Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen!“. In der Reihenfolge Beruf, Gründung einer Familie (zwei Kinder) entschloss sich Herr Hofknecht in berufsbegleitender Form bei der Innung für Elektro- und Informationstechnik München die Meisterprüfung abzulegen um die angewandte Praxis besser zu verstehen. In seiner Meisterprüfung musste das intelligente Zusammenwirken einer PV-Anlage und Wärmepumpe in der Energiegewinnung und deren Anwendung unter energetischen Gesichtspunkten geplant, kalkuliert und durch eine Steuerung sowie Regelung für eine Sportstätte realisiert werden. Die Bewertung der Meisterprüfung zeigte einsehr gutes Ergebnis.
Start up
NavVis GmbH (Navigation based on Visual Information) mit dem Team Sebastian Hilsenbeck, Dr. Georg Schroth, Dr. Felix Reinshagen und Robert Huitl
Navigationssysteme helfen dabei, problemlos ans Ziel zu finden. GPS stößt jedoch in geschlossenen Räumen schnell an seine Grenzen (kein Empfang). NavVis ist das erste Positionierungssystem, das – wie der Mensch – mit visuellen Daten arbeitet. Eine App leitet den Anwender mittels wirklichkeitsgetreuer 3D-Bilder auf dem Smartphone durch Innenräume. In komplexen Gebäuden wie Flughäfen, Museen, Krankenhäusern, Einkaufszentren oder U-Bahn-Stationen blendet die App Richtungsangaben und relevante Zusatzinformationen als „Augmented Reality“ auf dem Smartphone ein. NavVis vergleicht mit dem Smartphone aufgenommene Bilder mit einer Datenbank zuvor erstellter Referenzansichten eines Gebäudes. Damit entfällt erstens die Installation teurer Infrastruktur (z.B. Wi-Fi Router). Zweitens ist NavVis im Gegensatz zu allen anderen Technologien auf den Meter genau und erkennt die Blickrichtung in 3D. Genau dies sind Grundvoraussetzungen für viele ortsbezogene Dienste und Augmented-Reality-Anwendungen.
Medienpreis Technik
Dipl.-Ing. Gerhard Stelzer leitetseit 2007 die Fachzeitschrift „Elektronik“ der Weka Fachmedien GmbH als Chefredakteur. Alle zwei Wochen und zusätzlich in Sonderheften informiert er mit seinem Redaktionsteam über aktuelle Themen rund um die industrielle Elektronik. Dabei decken sie Themenschwerpunkte wie Automatisierung, Kfz-Elektronik, Halbleiter und Kommunikationstechnik ab und bereiten sie ihren Lesern stets auf höchstem journalistischem Niveau auf.
Nach seiner externen Diplomarbeit bei Siemens in der optischen Nachrichtentechnik und auf der Suche nach einem sicheren und unbefristeten Arbeitsverhältnis stieß Gerhard Stelzer schließlich auf eine Stellenanzeige der „Elektronik“. Und er erinnerte sich an seine Zeit in der Redaktion der Schülerzeitung. Warum also nicht den Spaß am Schreiben mit seinem ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund verbinden? Dass dies eine hervorragende Kombination geworden ist, zeigt nicht nur seine mittlerweile 18-jährige Zeit als Fachjournalist, sondern auch seine Laufbahn: 2002 wurde er stellvertretender Chefredakteur der „Elektronik“, seit 2007 ist er Chefredakteur. Zudem verantwortet er die Fachzeitschrift „Elektronik automotive“.
Bericht: Lutz Imhof VDE